Miguel Sanoja

In den 90-iger Jahren ändern sich die politischen Verhältnisse in der Heimat des Ehepaares rigide. Sie beschließen, nach Spanien auszuwandern. Doch unerwartet verstirbt Miguel Sanoja 2002. Lieselotte Rojas Sanoja erfüllt ihr Versprechen und steigt ins Gebirge auf und verstreut die Asche ihres Mannes. Sie löst die Galerie auf und geht zu ihrer Schwester nach Dresden. Die Rückkehr aus politischen Gründen, einer Flucht gleich und auch Heimkehr in die Heimat, die nun eine andere Neue ist. Hier sucht sie einen Neuanfang und erweckt ihre Galerie Felix - Dresden Caracas zu neuem Leben.

Die weit in der Welt Herumgekommene, diese Frau von Welt, vermag es, viele Menschen um sich zu versammeln. Auch mich Paul Böckelmann zieht sie in ihren Bann. Nicht nur als Künstler ihrer Galerie sondern auch als Neugieriger, der in einem Projekt durch Text und Foto ein Zeitfenster der Biografien eines Dorfes geschaffen hat. In stundenlangen Gesprächen entsteht ein Bild vom Leben dieses Paares. Und die mit nach Europa gebrachten Skulpturen künden von Unterschieden und doch von so gleichen Menschendingen.

Die Kunst des Miguel Sanojas entfaltet auch durch die Kenntnis seiner südamerikanischen Biografie weitere Strahlkraft. Die Skulpturen stehen erst einmal sichtbar als Zeichen für den Menschen, der schicksalhaft eingebunden ist. Die Figuren sind ummantelt, eingewickelt, gefangen in einem Netz von undefinierten Ängsten, schweben schaukelnd, balancieren auf eng bemessenen Plateaus. Sie scheinen blind und bleiben doch im Gleichgewicht standhaft im Leben.

Gerade in heutiger Zeit, in der wir Mitteleuropäer unmittelbar mit dem Elend und den Kriegen naher oder scheinbar weit entfernter Welten konfrontiert sind, in der tiefes Leid unsere Empathie und unsere solidarische Hilfe herausfordert, scheint die Kunst des Miguel Sanoja ein würdiges Bekanntmachen zu verdienen. Einerseits als Symbol des Glaubens des Menschen an den Menschen und als Zeichen, dass trotz schicksalhafter Verzweiflung die Hoffnung das Primat behält.

Wie ich schon in dem erwähnten Projekt „Altenau-ein Dorf zeigt sich“ lernen konnte, dass sich in den Lebenswegen des Einzelnen große Ereignisse niederschlagen, alles miteinander verwoben ist und die Kunst nicht zu isolieren ist, alles in dieser Welt miteinander kommuniziert und einander bedingt, so zeigt sich das auch an der Kunst des Miguel Sanoja.

In der Galerie ALTENAU 04 sollen ab Mai 2016 für zwei Monate Skulpturen von Miguel Sanoja ausgestellt werden. Dazu wird ein Katalog mit den Arbeiten und den Biografien des Paaren erscheinen. Dieser Katalog versucht, einerseits das künstlerische Werk würdigen und auf der anderen Seite eine deutsche Biografie zu ehren. Die geplante Ausstellung wird eine andere, uns aber nicht fremde Kultur zeigen.