Zwischen Idylle und WahnSinn

Ein Künstlerpaar in Altenau"

so der Titel der neuen Ausstellung in der Galerie ALTENAU 04.

Das Künstlerpaar E.R.N.A. und Paul Böckelmann zeigen Werke aus dem Zeitraum 1990 bis 2015.

Aus der Gegenüberstellung der Tuschezeichnungen E.R.N.A.s und den Malereien von Paul Böckelmann entsteht das Bild einer lebendigen Partnerschaft, in der Beide, trotz intensivster Nähe, ihre eigenständige kreative Kompetenz behalten. Sowohl in der Themenwahl, wie auch deren stilistischen Behandlung, sprechen aus den Bildern zwei autarke Persönlichkeiten über und mit der Welt. Dem Betrachter öffnen sich unterschiedliche Bildwelten, die sich aber im positiven Bejaen humaner und freiheitlicher Existenz treffen. 

Scheinbar abseits gelegen von den Zentren, sprich den Städten, finden die künstlerischen Auseinandersetzungen der Gegenwart Widerhall im Werk beider Künstler. Die künstlerische Auseinandersetzung ist ganz dem Jetzt verpflichtet. Der Künstlerhof ALTENAU 04 mag fern der Städte, abgeschieden und eingebettet in dörflicher Großackerlandschaft liegen und umgeben von Kiesgruben sein, die die Landschaft radikal verändern und in den nächsten Jahrzehnten weiter umgestalten werden, und doch ist er damit, sind die Künstler direkt mit der gierigen Nutzung der Welt konfrontiert. Der Begriff der Globalisierung bindet also auch die beschriebene Situation mit ein.

Es ist eins jener merkwürdigen Paradoxien, dass, je mehr Mobilität den Menschen möglich wird, die digitale Vernetzung und damit jede Information und Dienstleistung selbst den letzten Winkel erreichen kann, sich hartnäckig die Aburteilung des Wohnortes mit dem Begriff des Provinziellen, die Bewohner jener Orte wären de facto Provinzler, im Denken der Städter hält. 

Auch aus dieser Überlegung heraus, haben die Künstler ihrer Ausstellung diesen sarkastischen und provozierenden Titel gegeben. 

Die Malereien Paul Böckelmanns betonen, im Gegensatz zu solchen Zyklen wie "Totentanz", "Gesichter" oder der "Textblätter Lutherserie 2017", die Abstraktion von Landschaft und Gegenstand.

Die großformatigen Tuschezeichnungen auf Papier von E.R.N.A. entfalten eine starke grafisch-strukrurelle Wirkung und ermöglichen trotzdem eine realistische Lesart. Das kommt besonders in den übergroß dimensionierten Zeichnungen von Porträtköpfen zur Wirkung.

Zudem sind die 21 farbigen Zeichnungen zum gemeinsamen Buchprojekt "TAGTÄGLICH" mit Texten und der Gestaltung von Paul Böckelmann ausgestellt. 

Weiterhin werden zur Ausstellungseröffnung am 11. September 2016, um 15:00 Uhr, Band 1 und 2 des Kinderbuchprojektes "Zicke & Zacke & Opa Paul" mit Zeichnungen von E.R.N.A. und Texten von Paul Böckelmann vorgestellt.

Robert Schreiber, August 2016, Berlin